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DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN

Oper von Helmut Lachenmann

Ausstattungs- und Inszenierungsentwurf für eine Performance von Jugendliche mit und ohne Flucht-Biografie aus dem Raum Leipzig

in Gegenüberstellung zu Hans Christian Andersons Märchen und Helmut Lachenmanns Komposition

eingerichtet für die Oper Leipzig

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Diplomarbeit im Fachbereich Bühnen- und Kostümbild, mentoriert durch Prof. Barbara Ehnes, Hochschule für Bildende Künste Dresden

 AUSGANGSPUNKT  

 

Helmut Lachenmanns Opern-Komposition nach Hans Christian Andersens Märchen beeindruckt durch ihre explizite Darbietung von urbanen Klängen, Mechanismen im öffentlichen Raum und atmosphärische Vertonung bitterkalter Winterabende und Nächte für den Orchesterapparat und Chor.

Sein in zwei Teile gegliedertes Werk führt den Zuhörenden von der äußerlichen Klangwelt, die auf das Kind in der Not einwirkt, zu den inneren Sehnsüchten und Kämpfen, die das Mädchen vor einer Hauswand verweilend mit ihren letzten übrigen Streichhölzern austrägt, bevor der Tod sie einholt.

Die Erweiterung Andersens Geschichte mit einer Wutrede Gudrun Enslinns, die einer Briefkonversation mit ihren Geschwistern entnommen wurde, und einem Auszug eines Forschungsberichts Leonardo Da Vincis ermöglicht dem Publikum, das Mädchen mit den Schwefelhölzern als komplex fühlenden und wertenden Menschen wahrzunehmen.

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Aus der Foto-Serie "Where the children sleep", von Magnus Wennman, ausgezeichnet mit dem 2. Platz des Unicef "Foto des Jahres 2015" Wettbewerb:
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/foto-des-jahres/wettbewerb-2015/-/magnus-wennman/96906

 KONZEPTION  

 

Die Fotoserie "Where the children sleep" des Fotografen Magnus Wennman von 2015 dokumentiert die Aktualität Andersens Märchen wie auch die Komposition und Einschreibungen Lachenmanns. Sie verlangen zu hinterfragen:

Wie groß, verbreitet und sichtbar ist Kinderarmut, auch heute in Deutschland? Wie und wen erfassen wir unseren Statistiken über Kinderarmut und mit welchen Instrumenten können wir uns politisch und gesellschaftlich dem Problem stellen?

 

Die seit 2015 stark gewachsene Zahl (unbegleiteter) geflüchteter Kinder und Jugendliche in unseren Städten motivierte mich, meine fiktive Ausstattungsentwicklung für eine Inszenierung an der Oper Leipzig an die Konzeption für ein Begegnungs-Projekt betroffener Kinder und Jugendliche mit und ohne Flucht-Biografie zu knüpfen.

Zielsetzung des Bühnenspiels wäre, der Komposition Lachenmanns szenische und mediale Miniaturen gegenüberzustellen, die sich aus persönlichen Erfahrungen zu den Märchen- und Stückthemen inspirierten und aus dem Austausch und der Improvisation in Workshps generierten. Ich verfolgte die Idee, die geflüchteten Jugendlichen mit anderen in Leipzig geborenen Jugendlichen zusammenzuführen. Aus der Bühnenbild-Idee heraus dachte ich während der Entwurfsphase beispielsweise an jugendliche Graffiti-Sprayer*innen, da sie in ihrer Tätigkeit und Spurenlegung im urbanen Raum oftmals Protest, Suche und Gesellschaftskritik ausleben.

Die Umsetzung dieses Konzepts setze die Zusammenarbeit von Theatermacher*innen, Pädagog*innen und Seelensorger*innen voraus.

Visulalisierung Bühnenkonzept  im Modell: Christine Ruynat
Die Darstellung des "Mein Leibzsch lobsch mir" ist ein Remake und Neugestaltung von Christine Ruynat
Modellfotografie: Christine Ruynat

 AUSSTATTUNG 

 

Das Konzept der Gegenüberstellung von Musik und Szene setzt für mich die Positionierung des Orchesters in den Sichtbereich des Publikums voraus. Hierbei verfolgte ich die formulierten Anforderungen Lachenmanns für die Besetzung. Zum Teil würde der Chor auch auf Balkonen und im Rang auftreten.

Des Weiteren gestaltete ich eine leere Spielfläche, die sich hinter dem Orchester anschließe. Notwendige Spielgegenstände wie Requisite würde je nach Performance mitgebracht und als mobiles Element gestaltet werden. Die leere Bühne wäre dreiseitig mit aus Holzlatten zusammengesetzten Wände abgeschlossen. Das Motiv „Mein Leibzsch lobsch mir!“ ist die Nachbildung eines Graffitti, welches auf der Baustellenabsperrung der Alten Post – neben der Oper Leipzig – Jahre lang die Optik des Augustus Platz Leipzig prägte. Sie geht auf eine Aussage Johann Wolfgang von Goethe zurück. Je nach (Material-)Möglichkeit, würde das Motiv im Laufe des ersten Aufführungsteils "Auf der Straße" entstehen oder von vorne herein als Slogan abgebildet sein.

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